Sonderbericht des Weltklimarates: Klimawandel und Land
…und was er für uns als Hundehalter bedeutet
Der eine oder die andere hat bestimmt schon mitbekommen, dass der Weltklimarat (IPCC – Intergovernmental Panel on Climate Change) am 8. August einen Sonderreport zum Thema „Klimawandel und Land“ verabschiedet hat.
Der etwa 1200 Seiten umfassende Report, der von 107 Wissenschaftlern über eine Dauer von 2 Jahren erstellt worden ist, beschäftigt sich mit der Frage, welchen Anteil am menschengemachten Klimawandel die Landnutzung hat.
Der Zusammenhang zwischen Lebensmitteln und Böden
Wohl eines der wichtigsten Ergebnisse dieser Untersuchungen ist der Zusammenhang zwischen unserer heutigen Lebensmittelproduktion und den klimatischen Veränderungen auf unserem Planeten.
Kurz nach der Veröffentlichung des Berichtes und der dazugehörigen Pressekonferenz ging es wie ein Raunen durch alle Medien: „Wir müssen weniger Fleisch essen, um das Klima zu schützen.“
Doch nicht nur der Fleischkonsum und der mit der Fleischproduktion verbundene Anbau von Tierfutter – insbesondere natürlich der Anbau von Soja in den südamerikanischen Ländern – haben Einfluss auf das Klima. Es muss, laut IPCC, die gesamte Produktionskette der Lebensmittelherstellung berücksichtigt werden.
Dazu gehört nicht nur die Produktion, also die eigentliche Erzeugung eines Lebensmittels auf dem Feld oder im Stall, sondern die gesamte Wertschöpfungskette – begonnen bei der Produktion über die Verarbeitung, den Transport, den eigentlichen Verzehr und die Entsorgung von Verpackungsmaterialien bis hin zur Lebensmittelverschwendung.
Dieser gesamte Bereich „Lebensmittel“ verantwortet bis zu einem Drittel der gesamten menschengemachten Emissionen!
Natürlich wissen wir inzwischen alle, dass der Verzicht auf Fleisch einen großen Beitrag zur Einsparung von CO2 leisten kann. Dies vor allem im Zusammenhang mit durch die Tiere ausgestoßenen Gasen, mit der in den Ställen und bei der Weiterverarbeitung benötigten Energie, und natürlich auch ganz besonders im Zusammenhang mit der Futtermittelherstellung. Doch wir dürfen nicht vergessen, dass es bei diesem IPCC-Bericht eben nun einmal vorrangig um die Landnutzung geht.
Das Hauptproblem besteht nämlich darin, dass wir Menschen den Böden, auf denen wir leben, viel zu viel abverlangen! Dem Bericht zufolge werden bereits über 70% des eisfreien Landes vom Menschen genutzt – und wir dürfen nicht vergessen, dass die Weltbevölkerung stetig weiter wächst! Das heißt, der Druck auf die Böden wird auch in Zukunft weiter steigen. Die Produktion von Lebensmitteln auf eben diesen Böden führt zu einem Verlust von freien Flächen und auch zu einem Rückgang der Biodiversität.
Das Problem im Hinblick auf das Klima: degradierte Böden, wie wir sie zunehmend in der Landwirtschaft haben, können kein CO2 aufnehmen (bzw. weniger als in der Zeit vor der Bewirtschaftung durch den Menschen).
Die Bedeutung des Waldes
Dies gilt übrigens auch für die Wälder, die uns heute umgeben. Im Gegensatz zu den einstigen Urwäldern speichern auch sie immer weniger CO2 im Boden, da durch die moderne Forstwirtschaft heutzutage jegliches tote Holz in der Regel sofort aus dem Wald heraus geräumt wird, das ansonsten auf natürlichem Wege über viele Jahre hinweg durch Humusbildung dem Waldboden wieder zugeführt werden würde.
Die Abholzung, Entwaldung, und Verbrennung von Holz trägt laut IPCC-Sonderbericht direkt 13% zum Gesamtanteil der durch Landnutzung verursachten Treibhausgase bei (dieser liegt bei 23%).
Dies hat mich persönlich übrigens noch einmal nachdenklich gestimmt im Hinblick auf die Nutzung meines Kaminofens. Man liest ja überall, dass das Heizen mit Holz absolut klimafreundlich – ja sogar klimaneutral – sei, da das im Holz gespeicherte CO2 mit der Zeit ja sowieso durch Verwitterung in die Atmosphäre übergehen würde.
Doch trifft das nicht eigentlich auch auf alle anderen fossilen Brennstoffe zu, die einst ja auch einmal Bestandteile intakter Wälder waren, die sich mit der Zeit in Öl oder Kohle verwandelt haben? Eine schwierige Frage. Da die Alternative zum Heizen allerdings in der Regel bei den meisten von uns „Erdgas“ bedeutet, werde ich vermutlich auch im kommenden Winter weiterhin auf das Heizen mit dem Ofen setzen. Und bei der nächsten Bestellung von Brennholz möglichst darauf achten, Holz aus einer verantwortungsvollen, nachhaltigen Quelle zu beziehen (hier gibt es z.B. Anbieter, die freigesetztes CO2 durch Unterstützung von Aufforstungsprojekten kompensieren).
Wir nutzen also bereits 70% der uns zur Verfügung stehenden Böden und bauen darauf Lebensmittel (direkt oder indirekt) an – häufig in Monokulturen, die erstens zu einer Verarmung der Artenvielfalt an diesen Orten führen und zweitens zu einer starken Verdichtung der Böden durch die Bewirtschaftung mit schweren Maschinen.
Und trotz dieser wachsenden Lebensmittelproduktion leiden 821 Millionen Menschen weltweit an Unterernährung! Dazu kommen 500 Millionen Menschen, die von Wüstenbildung betroffen sind oder bereits in Wüstengebieten leben.
Die Temperatur über Land hat sich in der Vergangenheit doppelt so schnell erhöht wie die Temperatur im planetaren Durchschnitt.
Die Auswirkungen steigender Temperaturen über Landflächen
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die aktuelle Situation rund um den Hambacher Tagebau, mit der sich eine durch Greenpeace beauftragte Studie jüngst beschäftigt hat:
Die Oberflächentemperatur im Tagebau wurde im Rekordsommer 2018 auf durchschnittlich 45°C gemessen, die Temperatur im angrenzenden Hambacher Wald hingegen lag etwa 20° darunter. Problematisch ist hierbei, dass die Abbruchkante des Tagebaus bereits auf 50m an die Waldgrenze herangerückt ist, so dass es im Randbereich des Waldes bereits Übergangszonen gibt, in denen die Temperatur deutlich höher liegt als im Rest des Waldes. Dass es dadurch zu Schäden am Wald kommt, liegt auf der Hand: Kiefern und Buchen, die hier stehen, sind bereits innerhalb kürzester Zeit durch Hitze und Trockenheit abgestorben.
Wer sich weiter über den Zustand unserer deutschen Wälder informieren möchte, dem empfehle ich einen virtuellen Besuch bei Peter Wohlleben!
Dieser Forstwirt aus der Eifel hat nicht nur diverse Bücher zu den biologischen Geheimnissen unserer Pflanzen- und Tierwelt veröffentlicht, er hat auch eine durchaus kritische Sicht auf die Art und Weise, wie heute Wälder bewirtschaftet werden.
Im Gegensatz zu den einstigen Urwäldern – in der Regel in unseren Breitengraden Laubmischwälder – bestehen die heutigen Wälder zu einem großen Teil aus Nadelbäumen, insbesondere Kiefern, und lassen sich eher als „Plantagen“ beschreiben. Diesen Nadelbäumen setzt das sich erwärmende Klima sehr stark zu, der Befall mit Schädlingen steigt an, die Bäume sterben entweder daran oder an der anhaltenden Trockenheit.
Wohllebens Standpunkt ist in etwa dieser:
Lasst die Wälder einfach einmal in Ruhe, sie werden sich von selber erholen. Es werden sich genau die Baumarten dort ansiedeln, die für das Klima und den jeweiligen Standort geeignet sind. Je weniger wir Menschen in die Wälder eingreifen, umso schneller können Sie sich erholen.
Seiner Meinung nach sollten die derzeit vom Landwirtschaftsministerium für die Aufforstung neuer Plantagen zur Verfügung gestellten Gelder lieber in die Förderung erneuerbarer Energien investiert werden, dies sei auf lange Sicht besser für das Klima.
Das hat er auch sehr eindrucksvoll in der ZDF-Sendung “Markus Lanz” vom 13. August 2019 zum Ausdruck gebracht.
Hier seine wichtigsten Aussagen in Kürze:
Die Veränderung von Landflächen weltweit – „our house is on fire“
Dass wir das Klimathema global betrachten müssen und nicht nur bezogen auf unsere eigene Region, macht die ganze Sache natürlich noch etwas komplizierter.
Einzelne Regionen können durchaus vorübergehend von einer Erderwärmung profitieren – insgesamt jedoch, so warnt der Weltklimarat, werden die Erträge weltweit sinken und Versorgungskrisen entstehen. Die Erderwärmung führt dazu, dass extreme Wetterereignisse häufiger werden; Hitzewellen und Trockenzeiten werden also öfter und intensiver auftreten und auch die Themen Wasserknappheit und Waldbrände werden uns immer häufiger beschäftigen.
Auch in besagter Region Sibirien gab es in diesem Jahr 2019 bereits verheerende Flächenbrände, ganz zu schweigen von den auch in Deutschland zunehmenden Großbränden von Wäldern und Mooren, wie beispielsweise jüngst in der Lausitz.
Die Moore sind übrigens auch ein ganz hervorragendes Beispiel dafür, was die Landnutzung durch den Menschen anrichten kann.
Erst kürzlich habe ich das Teufelsmoor bei Worpswede besucht und mich an der schönen Landschaft erfreut. Dass diese Landschaft aber heutzutage überhaupt nicht mehr dem entspricht, was die dort entstandene Malerei („Künstlerkolonie Worpswede“) so berühmt gemacht hat, habe ich erst im Nachgang so richtig verstanden.
Die einstige Sumpflandschaft wurde inzwischen mit Hilfe von Entwässerungskanälen trockengelegt und wird heute auch teilweise landwirtschaftlich genutzt. Als ich dort war, schmückten zahlreiche Heuballen die Felder. Auch bei der Nutzbarmachung der Moore drehte es sich übrigens ursprünglich – wie soll es auch anders sein – um fossile Energie!
Noch bevor die Nutzung von Öl und Kohle ein großes Thema war, wurde hier Torf gestochen, getrocknet und in die nahe gelegene Stadt Bremen verschifft – um dort die Stadthäuser zu heizen. Zwar erholen sich die Moore als Naturschutzgebiete (dank entsprechender Förderungen) vielerorts wieder, doch was in einem lange anhaltenden heißen, trockenen Sommer passieren kann, haben wir in den vergangenen Jahren bereits wieder und wieder erlebt – die Meldungen über Moorbrände überschlagen sich zeitweise nur so.
Die Empfehlungen des Weltklimarates
Wie können wir also nun im Hinblick auf die Böden zur Begrenzung des Klimawandels beitragen?
- Der aktuelle Sonderbericht betont, dass es für eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 oder maximal 2°C unbedingt erforderlich ist, dass CO2 wieder aus der Atmosphäre entzogen Die Böden als Speichermedium spielen hierbei eine bedeutende Rolle. Die Art der landwirtschaftlichen Praktiken kann die Speicherfähigkeit der Böden beeinflussen (Stichwort Bodenmanagement).
- Die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung spielt eine große Rolle bei der Sicherheit der Lebensmittelversorgung weltweit. 25 bis 30% der Lebensmittel, die wir erzeugen, landen in der Tonne – und zwar zu einem großen Teil auch immer noch bei uns Verbrauchern. Wohl dem, der einen „ABAM“-Hund zu Hause hat und keine Lebensmittel mehr wegwerfen muss!
- Die Umstellung auf eine insgesamt ausgewogene Ernährung kann bei der Anpassung der Menschheit an den Klimawandel helfen; denn verschiedene Ernährungssysteme haben unterschiedlich starke Auswirkungen aufs Klima. Ein hoher Anteil an pflanzlichen Lebensmitteln, wie beispielsweise Getreide oder Gemüse, kann wie bereits oben erwähnt stark zur Reduktion der Klimaerwärmung beitragen.
Allerdings ist es nicht damit getan, wenn wir die ganze Weltbevölkerung auf eine vegane Ernährung umstellen wollen. Hier haben auch kulturelle Aspekte eine Rolle zu spielen, denn jede Region dieser Welt verfügt natürlich über eigene Ernährungsgewohnheiten und -Traditionen. Auch religiöse Belange kommen hier zum Tragen.
Doch unser “westliches” Konsumverhalten, das geprägt ist durch den Konsum von Zucker, verarbeiteten Lebensmitteln, Fertigprodukten usw. kann durchaus eine Optimierung vertragen!
Nicht zuletzt übrigens auch im Hinblick auf unsere eigene Gesundheit (und natürlich die unserer Hunde), denn die steigende Anzahl an Zivilisationskrankheiten wie beispielsweise Autoimmunerkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und so weiter kommt nicht von ungefähr. Vielen dieser Krankheiten liegt paradoxerweise ein Nährstoffmangel zugrunde, der sich oftmals mit einer bewussten und vitalstoffreichen Ernährung beheben ließe.
Jedoch dürfen wir auch nicht vergessen, dass auch Obst und Gemüse, wie wir es heute im Laden zu kaufen bekommen, nicht mehr das ist, was es vor 100 oder 200 Jahren vielleicht noch war. Auch dies hängt mit der Nutzung der Böden zusammen, denn die darauf angebauten Pflanzen leiden unter der Art der Bewirtschaftung, die nach immer schnellerem und immer größerem Ertrag verlangt. Monokultur, schnell wechselnde Fruchtfolgen, hochgezüchtetes Saatgut sowie auch der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln führen zu einem Rückgang des Nährstoffgehaltes in den Feldfrüchten.
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- Eine Welt, in welcher der Fokus auf Nachhaltigkeit liegt, wäre laut Weltklimarat die ideale Ausgangsbasis zur Bekämpfung des Klimawandels: dazu gehören ein geringes Bevölkerungswachstum, eine Bekämpfung der Ungleichheiten weltweit, die Verbesserung der Ernährungssicherheit und eine reduzierte Lebensmittelverschwendung.
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- Je früher Maßnahmen ergriffen werden, umso erfolgreicher wird das Unterfangen sein und umso weniger Flächen werden zukünftig für “Reparaturmaßnahmen” benötigt werden – und umso weniger kostspielig wird die ganze Sache sein. Denn je stärker sich das Klima weiter erwärmt, umso größer wird auch in Zukunft die Belastung für die Böden werden, und umso größer wird das Risiko für den eigenen Lebensunterhalt, für die Ökosysteme und für die Artenvielfalt sein.
Und es müssen gar nicht immer die großen und weitgreifenden Veränderungen sein, wahrscheinlich reicht es auch aus, jene Dinge, die wir bereits zum Klimaschutz tun, einfach nur in größerem Maßstab umzusetzen.
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- Des Weiteren ist eine Senkung der Emissionen in allen Sektoren von entscheidender Bedeutung. Bäume und Böden können zwar CO2 speichern, dies benötigt allerdings seine Zeit – denn naturgemäß brauchen Bäume erst einmal eine Weile zum Wachsen, und noch länger dauert es, bis sich intakte Ökosysteme ausgebildet haben.
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- Auch eine Nutzung von Bioenergie kann sinnvoll sein, sofern diese die Lebensmittelsicherheit nicht bedroht.
Kurz und knapp:
Land steht unter zunehmendem Druck.
Land ist ein Teil der Lösung.
Land kann aber nicht alleine die Lösung darstellen.
Ich denke, durch diese kurze Zusammenfassung der wichtigsten Punkte, die der Weltklimarat auf seiner Pressekonferenz vorgestellt hat, dürfte nun klar geworden sein, dass die vielzitierte Umstellung auf eine rein pflanzliche Ernährung nicht die (alleinige) Lösung ist und dass der IPCC Sonderbericht zur Landnutzung viel weit greifender und vielschichtiger ist.
Jeder einzelne Wirtschaftssektor und jeder Bereich unseres privaten Lebens haben in irgendeiner Art und Weise Einfluss auf den Boden unter unseren Füßen.
In jedem dieser einzelnen Bereiche gibt es verschiedene Optionen für eine Verbesserung, so dass für jeden Einzelnen von uns etwas dabei sein dürfte, was sich leicht in unserem Alltag optimieren oder verändern lässt.
Wir alle sind gefragt
Letzten Endes müssen wir aber gesamtgesellschaftlich weg von dem auf Wachstum ausgerichteten Produktionsgedanken, das Maximum aus einer Fläche herausholen zu wollen und hin zu einem System der Nachhaltigkeit.
Gerade wir in den entwickelten Ländern sollten uns daher auch selbst in der Verantwortung sehen, mit einem guten Beispiel voranzugehen. Und hierzu gehört neben der Nutzung erneuerbarer Energien definitiv eine Reduktion des Fleischkonsums bzw. die Verwendung alternativer Proteinquellen.
Auch unser Konsumverhalten insgesamt sollte auf den Prüfstand kommen.
Klimawandel und Land – und die Bedeutung für uns Hundemenschen
Und welches Fazit können jetzt wir Hundebesitzer aus dem Sonderbericht ziehen, wenn auch wir unseren Teil zur nachhaltigen Nutzung der Böden beitragen wollen?
- Auch im Zusammenhang mit dem Hund spielt, so denke ich, die Ernährungsfrage eine wichtige Rolle.
Wir sollten definitiv unser Konsumverhalten auf den Prüfstand stellen, sowohl unser eigenes als auch bezogen auf die Hundehaltung. Das bedeutet: Intensivtierhaltung ab sofort aus unserem Leben verbannen! Es gibt inzwischen zahlreiche Futtermittel mit Biofleisch* oder zumindest Weidefleisch, so dass nicht zwangsläufig eine Umstellung der Fütterung auf Insekten* oder auf vegetarisches bzw. veganes Futter* in Betracht gezogen werden muss (was aber natürlich durchaus getan werden kann).
- Der Anbau von Lebensmitteln im eigenen Garten ist natürlich eine perfekte Art der Landnutzung, denn sie bedeutet, dass für uns keine bzw. weniger landwirtschaftliche Anbaufläche in Monokulturen benötigt wird.
Dafür eignet sich natürlich nicht nur der heimische Garten, über den leider nicht jeder von uns verfügt; auch auf dem Balkon* oder gar auf der Fensterbank kann mit wenig Aufwand das eine oder andere Gemüsepflänzchen gezogen werden. Dies hat außerdem auch den Vorteil, dass wir ganz genau wissen was drin ist (im Hinblick auf Pestizide, Düngemittel etc.).
- Bei den Dingen die wir immer noch im Laden einkaufen, lohnt es sich der Artenvielfalt und Biodiversität zuliebe auf Bio-Lebensmittel umzuswitchen, sofern nicht eh schon längst geschehen.
Wer noch einen Schritt weiter gehen möchte, sollte auch einen kritischen Blick werfen auf Produkte wie beispielsweise Avocados, Kokosöl und Lebensmittel mit Palmöl. Gerade diese werden oftmals unter besonders negativen Bodenbedingungen und auch unter menschenunwürdigen Produktionsbedingungen hergestellt. Der Anbau von Avocados beispielsweise erfordert eine Unmenge an Wasser, was dazu führt, dass in manchen Regionen die ansässige Bevölkerung unter Wasserknappheit leidet, weil sämtliche Grundwasservorräte in die Avocadoplantagen gepumpt werden.
Auch Obst und Gemüse aus Spanien sollte kritisch betrachtet werden, denn hierbei bedeutet auch bio nicht unbedingt idyllische Landwirtschaft „von umme Ecke“. Diese Erzeugnisse stammen meist aus der Gegend rund um Almeria in Andalusien, die schon lange unter Wasserknappheit und zunehmender Wüstenbildung leidet. Die Pflanzen „gedeihen“ dort unter Plastik im Gewächshaus und die Arbeitsbedingungen gelten als ausbeuterisch. Jenes Obst und Gemüse finden wir übrigens meist zu Niedrigstpreisen im Discounter…
Wie immer in puncto Nachhaltigkeit sind es die vielen kleinen Schritte, mit denen wir in die richtige Richtung gehen können. Es ist nicht nötig, von Anfang an alles perfekt zu machen!
Veränderung fängt im Kopf an, und allein schon dadurch, dass wir uns unsere Handlungsmöglichkeiten bewusst machen und beginnen, sie nach und nach umzusetzen, können wir uns langfristig hin zu einem nachhaltigen Lebensstil verändern.
Ein weiterer Sonderbericht des IPCC, nämlich zu der Lage unserer Weltmeere („Special Report on the Ocean and Cryosphere in a Changing Climate“), wird übrigens am 25. September 2019 erscheinen. Wir dürfen gespannt sein, welche neuen Erkenntnisse dieser uns offenbaren wird…
QUELLEN & HINTERGRÜNDE
Der Bericht „SRCCL“ zum Nachlesen:
IPCC – Climate Change and Land (Übersichtsseite, Englisch)
Klimawandel und Landsysteme (Zusamenfassung, Deutsch)
Weltklimarat IPCC
Die Pressekonferenz vom 08.08.2019:
Live-Übertragung bei phoenix (Quelle: youtube)
Sonderbericht SROCC, angekündigt für 25.09.2019
The Ocean and Cryosphere in a Changing Climate
Studie: Der Hambacher Forst leidet unter «Hitzepol» Tagebau (Greenpeace Magazin, 14.08.2019)
Publikation: Hambacher Forst in der Krise (Pressemeldung Greenpeace, 14.08.2019)
Waldbrände in Sibirien breiten sich aus (Deutsche Welle, 31.07.2019)
Die Lieberoser Heide trägt Schwarz (Lausitzer Rundschau, 09.08.2019)
Das Teufelsmoor (Wikipedia)
Torfgewinnung – Geschichte im Überblick (Industrieverband Garten (IVG) e.V.)
Wasser für die Avocado, nicht für die Einwohner (hr, 22.03.2019)
Fragen und Antworten zu Palmöl (Rettet den Regenwald e.V., 12.06.2018)
Hintergründe zu Almeria, Andalusien:
Eine Landschaft aus Plastik (scinexx, 27.05.2019)
Durstiges Bio-Gemüse lässt Almeria austrocknen (ZDF, 29.08.2018)
Europas Obst- und Gemüseparadies geht das Wasser aus (heise online, 23.06.2019)
Die Wüste wächst – Spanien im Kampf mit der Dürre (Deutschlandfunk, 21.07.2007)
Eine kleine Auswahl der Resonanzen auf den Bericht SRCCL:
Verzicht auf Fleisch soll Klima retten (Handelsblatt, 08.08.2019)
Weltklimarat fordert dringende Kehrtwende (Deutschlandfunk Kultur, 08.08.2019)
Weltklimarat präsentiert Sonderbericht: Lebensmittelversorgung wird zur Herausforderung (Focus, 07.08.2019)
Sonderbericht zum Klimawandel: So geht es nicht weiter (Zeit online, 08.08.2019)
Der Klimastachel im Fleisch (FAZ, 08.08.2019)