Achtsamkeit,  Gesellschaft,  Konsum

Fest der Liebe oder Fest des Konsums?

Weihnachtszeit = Shoppingzeit? Ein bisschen verrückt ist das ja schon, was alljährlich im Dezember weltweit passiert!

Eine für den menschlichen Verstand kaum greifbare Zahl an Geschenken landet unter beinahe ebenso vielen Nadelbäumen, um dort am heiligen Abend – oder je nach Tradition auch erst am 1. Weihnachtsfeiertag – aus ihrer Geschenkpapier-Ummantelung gerissen zu werden.
 
Konsumwahn. Eingriff in die Natur. Müllberge.
Ist es tatsächlich DAS, was wir “modernen” Menschen unter dem “Fest der Liebe” verstehen? 
Wo ist die religiöse Tradition hin, aus der heraus das Weihnachtsfest entstanden ist?

Einzelhandels-Umsätze zur Weihnachtszeit

Für den Einzelhandel bedeutet Weihnachten vor allem eines: Umsatz.
Das Weihnachtsgeschäft macht dort Statistiken zufolge 19% der Jahresumsätze aus; in Zahlen sind das über 100 Milliarden Euro!
Kein Wunder also, dass Werbung mit Weihnachtsbezug und Weihnachtsartikel immer früher im Jahr in den Läden zu finden sind – man denke nur an Spekulatius und Lebkuchen im August… und es gibt immer eine Chance auf noch mehr Umsätze, auf noch mehr Gewinn.
Natürlich ist auch die Hundebranche längst auf den Weihnachtszug aufgesprungen: sie versorgt uns mit weihnachtlichen Spielzeugen, weihnachtlichen Futter-Sondereditionen, Geschenksets uvm.
 
Und so sehr man sich auch dagegen wehrt: spätestens ab Dezember kann sich niemand mehr dem Weihnachts-Wahn entziehen!
Überall (Online-)Adventskalender, die im Gegenzug zu verheißungsvollen Verlosungen unsere Daten haben wollen. Weihnachts-Specials, Weihnachts-Rabatte, Weihnachts-dies und Weihnachts-das. Uff.
Weihnachtsbeleuchtung auf der Straße, Weihnachtsmärkte an jeder Ecke, Weihnachtsmusik im Radio.
 
Wir werden mitgerissen vom Strudel der vorweihnachtlichen Hektik und vergessen dabei manchmal, dass die Adventszeit doch eigentlich eine Zeit der Besinnung und des Innehaltens sein sollte.
Im traditionellen christlichen Sinne ist der Advent [von lat. adventus = Ankunft] die Zeit des Wartens auf die Geburt des Jesuskindes. Eine stille Zeit, in der Kerzen angezündet werden, in der die Familie zusammen kommt und in der gemeinsam Lieder gesungen werden. So habe ich das jedenfalls aus meiner Kindheit in Erinnerung… 
Klar, ohne Frage war auch damals schon die Bescherung am Heiligabend der Höhepunkt der ganzen Sache – aber es gab damals immerhin für jeden nur eine Handvoll Geschenke, und das war’s dann. Kein Vergleich zu dem, was heutzutage für so manches Kind unter dem Baum landet!

Warum eigentlich überhaupt Geschenke?

Ursprünglich brachte im (katholischen) Christentum der Heilige Nikolaus am 6. Dezember Gaben für die Kinder. Vermutlich angestoßen durch Martin Luther und seine Kirchenreform änderte sich dies: da im Protestantismus kein Platz für die Verehrung von Heiligen war und Luther dennoch den Geschenke-Brauch beibehalten wollte, verlegte er die Bescherung kurzerhand auf den (von der Kirche auf die Sonnenwend-Feier terminierten) Geburtstag von Jesus Christus – und die Geschenke brachte nun nicht mehr der Heilige Nikolaus, sondern das Christkind.
Luther konnte ja damals schließlich nicht ahnen, welche Ausmaße das Ganze rund 500 Jahre später annehmen sollte…

Ein Weihnachtsgeschenk für den Hund - ja oder nein?

Als ich mein erstes Weihnachten mit Hund feierte, war es für mich völlig selbstverständlich, dass Frau Hund auch ein Geschenk bekommen musste. Sie sollte ja schließlich auch aktiv am familiären Treiben teilnehmen können!
Ich verpackte also eine Handvoll Hundekekse und ein irres Quietschie-Spielzeug in etwas Zeitungspapier und gab es ihr zum Auspacken. Klar zerrupfte sie das Papier und fraß die Kekse – vor dem quiekenden Gummiraben erschrak sie sich allerdings kurz und beschloss dann, ihn bis an ihr Lebensende niemals wieder eines Blickes zu würdigen.
Allerdings muss ich hier zu meiner Verteidigung sagen, dass Aida auch erst zwei Wochen davor bei mir eingezogen war und ich einfach noch nicht verstanden hatte, dass Spielzeuge nun mal so gar nicht ihr Ding waren. 
Nach diesem Erlebnis nahmen die hündischen Weihnachtsfeierlichkeiten in meinem Haushalt von Jahr zu Jahr drastisch ab – inzwischen gibt es für die Vierbeiner in der Regel nur noch etwas Besonderes zu essen, mehr nicht. 
Der Hund versteht ja schließlich nicht, dass Weihnachten ist. 
Er wundert sich vielleicht bloß, dass die Menschen auf einmal so viel hektischer sind, dass so ein komischer, fremdartig riechender Baum im Haus steht und dass besondere Essensdüfte in der Luft liegen. 
 
Klar: wenn sowieso gerade besondere Anschaffungen anstehen (Geschirr durchgekaut, Leine gerissen, neues Körbchen nötig…), dann spricht überhaupt nichts dagegen, diese auch als Weihnachtsgeschenk zu inszenieren. Dem Hund ist der Zeitpunkt zwar egal, aber der Mensch als Schenkender ist glücklich
 
Sobald allerdings auch die Beschaffung des Hunde-Geschenks im blinden Konsum-Wahn gipfelt, sollten wir besser einmal kurz die Notbremse ziehen und uns fragen, ob das alles wirklich “Not tut” – wie man im Norden so schön sagt.
 
Gut, schenken macht den Schenkenden also glücklich, das hatten wir ja schon.
Und Konsum macht wiederum den Einzelhandel glücklich – unseren Kontostand dagegen jedoch in aller Regel nicht (Naturgesetz).
Der Hund allerdings versteht denn Sinn hinter einem Geschenk nicht, er erkennt höchstens die zusätzliche Zuwendung, die er dadurch von seinem Menschen bekommt. Vielleicht denkt er sich dabei so etwas wie “Mhh, lecker!” oder “Oh, nette Beschäftigung, ich darf hier was aufreißen!” 
Reaktionen wie “Ohhh toll, das pinkfarbene Halsband habe ich mir ja schon so lange gewünscht!” oder auch “Mensch, die Frau hat ja wirklich einen guten Geschmack, das plüschige Hundebett war eine außerordentlich tolle Geschenkidee!” dürften wir dagegen vom Sofawolf wohl eher weniger erwarten. 
 
Bitte nicht falsch verstehen: Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn Menschen ihren Hunden zu Weihnachten Geschenke machen! Genauso wenig, wie ich etwas dagegen habe, wenn Menschen anderen Menschen zu Weihnachten Geschenke machen. 
Ich habe bloß etwas gegen das Ausmaß, in dem das heutzutage zelebriert wird. 
Es ist nicht mehr der Heilige Nikolaus, der die Geschenke bringt; und nein, es ist auch nicht das Luther’sche Christkind oder der rot-weiße “Santa” des 20. Jahrhunderts. Unsere Geschenkebringer heißen DHL, GLS, DPD, Hermes, Amazon Logistics usw. – und sie kommen nicht mehr auf leisen Engelsflügeln oder mit dem Rentierschlitten daher, sondern völlig abgehetzt in dieselbetriebenen Transportern. 
Da muss man sich einfach noch mal fragen: tut das wirklich Not?

Welche Alternativen zum Konsum-Wahn gibt es?

Weihnachten mit Hund bedeutet für mich inzwischen: 

  • …mit Liebe Hundekekse zu backen und diese den Wutzelzwillingen zu verabreichen
  • …an dunklen und kalten Abenden gemeinsame Kuschelzeit auf dem Sofa zu verbringen
  • …insgesamt wieder etwas enger zusammen zu rücken und unsere “Familien”bande zu stärken
  • …wieder mehr ins Hier und Jetzt zu kommen und die viel zu kurze gemeinsame Zeit einfach zu genießen
Was hat Dein Hund davon, wenn Du in der Vorweihnachtszeit Stunde um Stunde durch überfüllte Geschäfte hetzt und anschließend voll bepackt, völlig gestresst und fertig mit den Nerven nach Hause kommst?
Richtig: nichts!
 
Vielleicht kannst Du ja stattdessen einfach Geschenke für Deine Liebsten zu Hause selber machen, während Dein Hund gemütlich döst und im Hintergrund entspannte Musik läuft?

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